Die niedersächsische Universität gestand bereits ein, dass eine kleine Gruppe ihrer Forscher falsche Angaben in einem Antrag auf Verlängerung der Forschungsgelder für einen Sonderforschungsbereich gemacht haben. “Die Universität bedauert, dass durch einzelne ihrer Mitglieder die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis durch Falschangaben verletzt wurden”, sagte der Präsident Kurt von Figura zu diesen Vorfällen. Noch wird geprüft, ob in einem anderen Projekt, an dem einige der beschuldigten Forscher beteiligt sind, auch ein Betrugsfall vorliegt.
Das Projekt und der Betrug
Im Zentrum des Skandals steht der Sonderforschungsbereich 552, in dem Göttinger Biologen und Ökonomen seit nun bereits acht Jahren Forschungen zur Veränderung des Regenwaldes in Indonesien durch den Klimawandel und das Eingreifen des Menschen durchführen. Das Projekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt wurde, sollte in diesem Jahr erneut um drei Jahre verlängert werden – es ging um Finanzierungshilfen von der DFG in Höhe von 8,6 Millionen Euro.
Zur Sicherung der Forschungsqualität trafen in diesem Jahr Gutachter der DFG an der Universität Göttingen ein, die schnell merkten, dass mit den Angaben auf der Publikationsliste der Forscher etwas nicht stimmen konnte. Auf dieser Liste konnten die Wissenschaftler alle fertiggestellten Publikationen – also auch diejenigen, die zwar noch nicht veröffentlicht, aber bereits beim Verlag eingereicht waren – auflisten. Wie sich allerdings heraus stellte, sind bei mindestens vier der angegebenen Publikationen nicht einmal erste Skizzen zu Papier gebracht worden.
Motive?
Insgesamt sind 50 Forscher an dem Projekt zum Thema “Indonesischer Regenwald” beteiligt. Mindestens 16 von ihnen sind an der Betrugssache beteiligt. Und man kann wohl auch nicht – wie die Hochschule – davon ausgehen, dass es sich um unabhängig von einander handelnde Individuuen handelt, da bei mehreren der falschen Aufsätze mindestens zwei Autoren angeben sind.
Gründe für diesen Betrug werden derzeit darin gesucht, dass die DFG-Gutachter möglicherweise signalisiert haben könnten, dass die Leistungen im Forschungsbereich nicht für eine Verlängerung der Förderung reichen könnten. Da dieser Sonderforschungsbereich eines der Aushängeschilder der Elite-Uni ist, können sich die Wissenschaftler besonders unter Druck gesetz gesehen haben.
Konsequenzen?
Noch sind keine konkreten Konsequenzen aus dem Betrugsfall bekannt. Die Universität Göttignen hat aber bereits angekündigt den Antrag auf Verlängerung der Förderung für den Sonderforschungsbereich 552 zurück zuziehen und fürchtet jetzt auch um ihren Status als Elite-Universität. “Die Reputation ist erheblich beschädigt worden”, erklärte von Figura.
Wie der ‘Spiegel’ bekannt gab, gibt es auch Verdachtsmomente nach denen die Wissenschaftler zusätzlich zu den Falschangaben auf der Publikationenliste auch noch 200.000 € aus dem Sonderforschungsbereich für andere Zwecke abgezweigt hätten. Die Universität äußerte sich noch nicht zu diesen Vorwürfen. DFG Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek sagte zum Verlauf des Untersuchungsverfahrens bisher nur: “Je nach Ergebnis solcher Prüfungen fordert die DFG Mittel zurück”.