Die letzte Akkreditierung und damit offizielle Anerkennung von Hochschulen in Deutschland fand erst Anfang Februar diesen Jahres statt. Damals konnten sich die Zeppelin University Friedrichshafen, die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, das Theologische Seminar Thabor und die Berliner Technische Kunsthochschule über ihre Anerkennung freuen. Doch jetzt ist Kritik am deutschen Verfahren der Prüfung privater Hochschulen laut geworden – es sie zu kompliziert, langwierig und kostspielig.

Manche wissenschaftliche Einrichtungen müssten bis zu sechsstellige Summen aufbringen, um den Schritt der Anerkennung zu schaffen. Davon geht ein nicht unerheblicher Teil an den Wissenschaftsrat, der damit die Gutachter bezahlt. Das geht aus einem Bericht hervor, der dem Wissenschaftrat bereits im Mai vergangenen Jahres von einer internationalen Untersuchungskomission vorgelegt wurde und jetzt zur Veröffentlichung kam. Darin wird weiter der Umfang des Verfahrens, das Fragen zur Qualitätssicherung, Finanzierung, Ausstattung und Konzeption der Hochschulen klären soll, kritisiert.

Der deutsche Katalog umfasse 80 Fragen, die geklärt werden müsste und sei damit doppelt so umfangreich, wie zum Beispiel der in Österreich, der ebenso gute und zuverlässige Ergebnisse bringe. Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, verteidigte die Grundzüge des deutschen Verfahrens allerdings gegen über der Financial Times Deutschland: ” Wir wollen die manchmal vollmundigen Versprechen mancher Privathochschulen hinterfragen – das kann man nicht, in dem man nur bunte Prospekte wälzt, da muss man auch mal auf den Busch klopfen.”

Trotzdem reagierte der Wissenschaftsrat positiv auf die Kritik von außerhalb und beschloss einige Änderungen in seinen Akkreditierungsverfahren. So sollen beispielsweise ab 2011 Hochschulen in “nichtstaatlicher Trägerschaft lediglich eine institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftrat durchlaufen”, die an die Bedingung gebunden sein soll, dass die entsprechende Hochschule bereits über das Konzeptstadium hinaus ist und seit mindestens drei Jahren ihren Lehrbetrieb aufgenommen hat, heißt es in einer Pressemittelung des Wissenschaftsrates. Wissenschaftsratsvorsitzender Strohschneider machte allerdings gleichzeitg darauf aufmerksam, dass die Neuerungen neben einer Beschleunigung und Vereinfachung des Verfahrens auch eine Verschlechterung von einer permanenten Qualitätskontrolle hin zu einer Einmalüberprüfung bedeutet.

Einzig zu der Frage der Fairness des Prozesses wurde keine Stellung bezogen. Bei 55 bisher durchgeführten Verfahren erhielten 20 Hochschulen einen negativen Bescheid vom Rat. Von manchen Seiten wird allerdings vermutet, dass dabei nicht immer objektive Kriterien angelegt wurden, sondern dass teilweise auch persönliche Abneigungen gegen neue Konzepte seitens der Prüfer, die alle aus dem staaltichen Hochschulsystem stammen, in die Bewertung mit einflossen. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigte Überarbeitung des ‘Leitfadens der institutionellen Akkreditierung‘ etwas an dieser Situation ändern kann.

Interessant wäre sicherlich in diesem Zusammenhang auch ein ähnliches, TÜV-artiges Zertifikat für staatliche Hochschulen, das bei der Orientierung bei der Hochschulwahl etwas helfen kann. Immerhin sagen die Kriterien aus dem Prüfbereich IV. “Studium und Lehre, sowie Service für Studierende” viel für den Alltag der Studenten an der Hochschule aus, wenn beispielsweise Angaben zum Betreuungsverhältniss von Professoren zu Studenten oder zu E-Learning- und Beratungsangeboten gemacht werden sollen.

Eine Evaluation innerhalb des staatlichen Hochschulsystems könnte neben anderen Hochschulrankings mit teilweise undurchsichtigen Kriterien und Verfahren eine gute Orientierungshilfe sein und einen gesunden Wettbewerb unter den Hochschulen weiter fördern. Es bliebe dann abzuwarten, ob wirklich alle staaltichen Hochschulen noch den Anforderungen genügen würden, die ihre privaten Kollegen erfüllen müssen, oder ob sie sogar besser sind. Wobei auch hier wieder nach der Objektivität gefragt werden muss, wenn ein staatliches Organ die staaltichen Hochschulen überprüft – aber das ist ja sowieso nur eine theoretische Überlegung.